Johnny Geipel, ein Freund der Kirchenglocken aus Leubnitz
10. Mai 2021
Kirchenglocken sind seit vielen Jahrhunderten fester Bestandteil der Geräuschkulisse unserer Städte und Dörfer. Ihr Geläut ruft uns zu Gebet und Gottesdienst; es erinnert uns an besondere Feiertage oder an Verstorbene. Nicht selten haben wir uns so daran gewöhnt, dass wir es kaum noch wahrnehmen.
In Leubnitz aber wohnt jemand, der seit jungen Jahren ein ganz besonderes Interesse und ein feines Gehör für Kirchenglocken entwickelt hat: Johnny Geipel. Vor Kurzem besuchte uns der 14-Jährige mit seiner Mutter in Mühltroff und erzählte von seinem außergewöhnlichen Hobby.
Schon mit 3 oder 4 Jahren, so erinnert sich seine Mutter, wollte er läutende Kirchglocken immer bis zum Schluss anhören. Die Familie musste dann mit dem Auto anhalten und sich gedulden, bis die letzten Glockenschläge verklungen waren. So gehörten die St. Laurentiuskirche in Auerbach oder die Kirche zum Heiligen Kreuz in Falkenstein zu den ersten Geläuten, die er ganz bewusst wahrnahm.
Später in der Schule entdeckte Frank Stepper, der Religionslehrer und Gemeindepädagoge aus Reuth, das besondere Interesse von Johnny, und lud ihn zu einer Besichtigung ein. Die begleitete Besteigung des Kirchturmes in Reuth und die Erfahrung, die Glocken einmal aus nächster Nähe in Aktion zu erleben, hinterließen einen bleibenden Eindruck: Es ist dieser Klang, den man im ganzen Körper spürt – schwärmt Johnny, die gewaltigen Kräfte, die beim Läuten am Werk sind und der raue, kräftige Ton, vor allem bei Gussstahlglocken, die es ihm angetan haben.
Vor etwa einem Jahr begann der junge Glockenfreund dann, die Glocken im Vogtland systematisch zu erfassen und – soweit man ihm das gestattete – ihre Daten zu sammeln. Die Liste der begutachteten und in die persönlichen Notizen aufgenommenen Glocken ist beachtlich: Reuth, Leubnitz, Syrau, Mehlteuer, Kauschwitz, Rodau, Pausa, Mühltroff, Mißlareuth, Plauen. Nächste Projekte im Raum Bad Elster sind bereits geplant.
Das Material einer Glocke erkennt der angehende Experte inzwischen schon bei den ersten Tönen. Für die näheren Erkundungen gehört ein Gehörschutz genauso zu seiner Ausrüstung, wie ein Gummihammer zum genaueren Abhören des Klanges. Johnny recherchiert die wichtigsten Daten, wie Gewicht, Umfang, Baujahr und Gießwerkstatt. Dazu werden die Glocken fotografiert und per Videokamera in Bild und Ton festgehalten. Zu sehen sind solche Dokumentationen dann auf seinem persönlichen YouTube-Kanal („Glockenfan Vogtland“). Übrigens ist Johnny gerne bereit, über das Thema Glocken Auskunft zu geben (unter Tel. 015118145271).
Zum Abschluss unseres Gespräches fragte ich unseren Freund kirchlicher Geläute, ob er daran denke, sein Hobby eines Tages zum Beruf zu machen. Die Antwort überraschte nicht. Johnny würde später gerne Glockenwart werden. Vielleicht wird er ja dann in einigen Jahren dafür sorgen, dass die Glocken unseres Kirchspiels auch in Zukunft die Menschen zum Gebet rufen und ihnen die Gegenwart Gottes im Alltag nahebringen. Wir wünschen Johnny noch viele tolle Erfahrungen mit den Kirchenglocken und Gottes Segen!