Ev.-Luth. Kirchspiel St. Martin Vogtland
Ev.-Luth. Kirchspiel St. Martin Vogtland in Zahlen (Stand Mitte 2024):
Das Kirchspiel St. Martin hat 4.615 Gemeindeglieder im Bereich der Kommunen Rosenbach, Pausa-Mühltroff und z.T. Weischlitz, 14 Predigtstätten (12 Kirchen 2 Kapellen) mit ca. 14-tägigen Gottesdiensten bei 4 Pfarrstellen (davon 2 besetzt und 2 ausgeschrieben), 10 weitere Gebäude im Eigentum der Kirchgemeinden, 12 Friedhöfe und 25 Mitarbeitende (meist Teilzeit).
Vorgeschichte: Strukturreform der EVLKS
Die Entstehung unseres Kirchspiels verdankt sich der Strukturreform unserer Landeskirche. Angesichts des schleichenden Mitgliederschwundes wird es in Zukunft nur noch schwer möglich sein, ein flächendeckendes kirchliches Angebot aufrechtzuerhalten, wie es in den vergangenen Jahrzehnten üblich war. Zielvorgabe der strukturellen Neuaufstellung ist es, überlebensfähige kirchliche Struktureinheiten zu schaffen, die auch 2040 möglichst noch um die 4.000 Gemeindeglieder zählen; die also mittelfristig Bestand haben können. Der Zusammenschluss in größeren Regionen soll die Grundversorgung gewährleisten, wobei es sicherlich nötig sein wird, Schwerpunkte in der kirchlichen Arbeit zu setzen. Ebenfalls geht es darum, die Stellenumfänge der Mitarbeiter auf einem attraktiven Niveau zu halten, um deren Besetzung zu sichern.
Abriss der Entstehung
Durch die Zusammenarbeit der Geistlichen im sog. „Schönberger Pfarrkonvent“ war bereits ein Beziehungsgeflecht unter den Kirchgemeinden westlich von Plauen entstanden; von Mißlareuth bis Ebersgrün und von Langenbuch bis Kauschwitz. Es war naheliegend, dass der geforderte Zusammenschluss zur Struktureinheit auf der Grundlage dieser bereits gewachsenen Kontakte am sinnvollsten sein würde.
Bereits im Frühjahr 2017 wurde das Kirchenpapier „Kirche mit Hoffnung in Sachsen“ an die Kirchgemeinden versandt; dem schon 2015 der Artikel „Damit die Kirche im Dorf bleibt“ vorausgegangen war. Beide Dokumente sind als Niederschlag der landeskirchlichen Überlegungen und Studien zu einer zukunftsweisenden Strukturreform zu betrachten.
Die Arbeit der Strukturgruppe in unserem Kirchenbezirk, damals noch „Plauen“, trug dieses Anliegen mit ihren die Gemeinden betreffenden Veränderungen immer wieder in die Kirchenvorstände und Ortsgemeinden hinein.
Nachdem der Beschluss der Kirchenbezirkssynode zu unserer oben genannten Region feststand, begann die Arbeit am KSP-Vertrag. Zusammenschlüsse und Veränderungen kannten die meisten von uns aus jüngster Zeit: Die KG Rosenbach war ein Zusammenschluss einzelner Kirchgemeinden. Sie bildete mit Reuth und Mißlareuth bereits ein Schwesterkirchverhältnis. Und auch in dem Schwesterkirchverhältnis Pausa-Mühltroff hatten vier Kirchgemeinden seit Jahren einen gemeinsamen Weg beschritten.
Die Bildung des Kirchspiels (KSP) allerdings geht einen Schritt weiter. Es gibt jetzt nur noch einen Kirchenvorstand, mit Vertretern aus allen Gemeinden, der die Geschicke des gesamten KSP leitet. Ebenso haben die Kirchgemeinden einen Teil ihrer finanziellen Unabhängigkeit aufgegeben. Das Kirchspiel führt einen einzigen gemeinsamen Haushalt.
Zu betonen ist an dieser Stelle sicherlich auch, dass die Bildung des Kirchspiels noch nicht den Zusammenschluss zu einer Kirchgemeinde bedeutet. Jede Kirchgemeinde (KG) behält ihre eigene juristische Form „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ bei. Jede KG bildet in dem einen gemeinsamen Haushalt auch ihre eigenen Rücklagen, und verfügt über ein eigenes Budget.
Dass wir alle gemeinsam gefordert waren, in Zukunft vieles miteinander zu teilen, schlug sich schließlich auch im Namen nieder, der von den Kirchenvorständen auserkoren wurde: Ev.-Luth. Kirchspiel St. Martin Vogtland.
Weitere Eckpfeiler der Vorgespräche war die Sicherstellung der Ansprechbarkeit vor Ort durch die Kontaktstellen, bei gleichzeitig nötiger Bündelung der Verwaltungstätigkeit in der Verwaltungszentrale, die in Mühltroff ihren Sitz fand.
Auch die seelsorgerliche Zuständigkeit der Pfarrer, und so weit möglich der Mitarbeiter im Verkündigungsdienst, sollte möglichst bestehen bleiben, um die Gemeinden vor zu großer Veränderung und Brüchen zu schützen.
Kirchenvorstand des Kirchspiels und Kirchgemeindevertretungen in den Ortsgemeinden
Eine weitere Veränderung bringt die Bildung des Kirchspiels für die Arbeit der Kirchenvorstände mit.
Die im Herbst 2020 in allen Gemeinden gewählten Kirchenvorstände werden ab 1.1.2021 als „Kirchgemeindevertretung“ (KGV) geführt und konzentrieren ihre Tätigkeit verstärkt auf die Gestaltung der Gemeindearbeit vor Ort.
Das Kirchspiel wird von einem Kirchenvorstand geleitet, der aus Delegierten jeder Kirchgemeinde/Kirchgemeindevertretung zusammengesetzt ist. Am vergangenen 13. Januar 2021 trafen sich die 16 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher unseres Kirchspiels in ihrer konstituierenden Sitzung in der St. Marienkirche in Leubnitz. Zusammen mit den 5 Geistlichen, die auch diesem Gremium angehören. Als Vorsitzender wurde Pfr. Michael Kreßler gewählt. Stellvertretende Vorsitzende ist Frau Sandy Behr aus Mühltroff geworden.
Synergien der Zusammenarbeit und Kommunikationswege
Von nun an wird es darauf ankommen, zwischen allen Akteuren des Kirchspiels gute Kommunikationswege herzustellen. Hier müssen wir uns wohl alle etwas umstellen und uns in die neue Struktur hineinfinden.
Die Kirchgemeindevertretungen und die zuständigen Pfarrer sind die Ansprechpartner der Kirchgemeinde vor Ort. Größere Projekte werden von der KGV auf den Weg gebracht und in den KV des Kirchspiels hineingetragen. Die Kirchenvorsteher ihrerseits berichten in ihren Kirchgemeindevertretungen von den Beratungen und Beschlüssen des KV. Der Pfarramtsleiter ist in diese Kommunikation eingebunden und begleitet sie in Rücksprache mit dem Vorsitzenden des KV.
Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft
Um den Weg in die Zukunft beschreiten zu können, sollten wir zwar die Entwicklung der Gemeindegliederzahlen nicht aus den Augen verlieren, uns nun aber der eigentlichen Aufgabe zuwenden, die uns als Kirche vom Evangelium her gegeben ist. Wir haben die nötigen Schritte unternommen, um uns an die neue Situation anzupassen. Jetzt gilt es, unsere Kraft und Liebe darauf zu verwenden, diese Struktur mit Leben und guter kirchlicher Arbeit zu füllen.
Die Erfahrung aus den Schwesterkirchverhältnissen gilt auch für das Kirchspiel: Es kommt jetzt ein mehrjähriger Prozess des Zusammenfindens. Beziehungen, Vertrauen und dienstliche Synergien können nicht verordnet werden, sondern müssen im Laufe der Jahre wachsen. Diesen Prozess kann man gestalten, fördern und wo nötig korrigieren, aber man kann ihn nicht erzwingen. Wir brauchen also Geduld und Vertrauen. Wenn jeder an seinem Platz eine gute und ansprechende Arbeit verrichtet, gibt es die berechtigte Hoffnung, dass wir als Kirchspiel in eine segensreiche Zukunft gehen können.